Ein Aquarium ohne Pflanzen entspricht manchmal der natürlichen Umgebung, aus der bestimmte Fischarten stammen, denn nicht überall wachsen Pflanzen. Allerdings betone ich hier auf dieser Seite immer wieder, wie hilfreich Pflanzen im Aquarium für ein stabiles Gleichgewicht sind, da sie Nährstoffe verbrauchen, Algen unterdrücken und Sauerstoff produzieren. Geht es im Aquarium also überhaupt ohne Pflanzen? Ja, das geht! Allerdings nur mit etwas Kenntnis und besonderer Umsicht bei der Pflege. Als erstes Aquarium für Anfänger eignet sich ein Aquarium ohne Pflanzen nur für sehr engagierte Einsteiger in die Aquaristik.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Ein Aquarium ohne Pflanzen? Durchaus möglich!
- 2 Aquarien ohne Pflanzen: Malawi, Tanganjika & Co
- 3 Nährstoffüberschuss im pflanzenlosen Aquarium verhindern
- 4 So kannst du ein Aquarium ohne Pflanzen einrichten
- 5 Was tun bei Algen im pflanzenlosen Aquarium?
- 6 Fazit: Ein Aquarium ohne Pflanzen ist gut möglich – aber anders!
Ein Aquarium ohne Pflanzen? Durchaus möglich!
Wir haben uns schon einmal angesehen, wie ein Aquarium ohne Heizung funktionieren kann. Dieses Mal möchte ich euch Tipps geben, wie ihr ein Aquarium ohne Pflanzen pflegen könnt.
Pflanzen sind überaus praktisch im Aquarium: Sie bieten Versteckmöglichkeiten für die Bewohner und sorgen für eine natürliche Optik. Vor allem aber ziehen sie überschüssige Nährstoffe aus dem Wasser, was der Vermehrung von Algen entgegenwirkt.
Fische aus pflanzenlosen Biotopen benötigen jedoch oft keine dichte Bepflanzung, um sich wohlzufühlen. Oft reichen Steinaufbauten und Höhlen aus, um Reviergrenzen zu bilden und sich sicher zu fühlen. Und auch optisch würden Pflanzen eher stören. Immerhin möchten wir ja die natürliche Umgebung der Fische (zumindest annähernd) nachbilden.
Es bleibt also der Punkt mit dem Abbau von Nährstoffen, was zum Teil die Pflanzen übernehmen. Dies lässt sich jedoch relativ einfach lösen. Wie? Das erkläre ich euch unten natürlich noch ausführlich.
Aquarien ohne Pflanzen haben auch Vorteile
Man sollte nicht vergessen, dass Pflanzen auch Arbeit machen. Abgestorbene Pflanzenteile müssen entfernt werden, die Pflanzen wachsen und müssen immer wieder beschnitten und ausgedünnt werden. Düngen ist nötig und für anspruchsvolle Pflanzen müssen auch ausreichend Licht und CO2 mehr oder weniger aufwändig bereitgestellt werden.
Ein weiterer Vorteil pflanzenloser Becken: In dicht verkrauteten Becken lassen sich Fische oder Jungfische nur schwer fangen. Das funktioniert in pflanzenlosen Aquarien deutlich einfacher.
Nicht zu vergessen ist auch das Aussehen des Aquariums, das gerade durch die kargen Gesteinsaufbauten ein ganz besonderes Flair hat. Gerade die großen Buntbarsche aus dem Malawi- oder Tanganjikasee kommen in großen Aquarien mit Felsen perfekt zur Geltung. Allerdings bitte wirklich nur für Fische, die sich bei fehlender Bepflanzung nicht gestresst fühlen, sondern aus pflanzenloser Umgebung stammen.
Aquarien ohne Pflanzen: Malawi, Tanganjika & Co
Afrikanische Buntbarsche werden oft in Aquarien ohne Pflanzen gehalten. In einem Malawi- oder Tanganjika-Aquarium werden bestimmte Tiefen und Wasserzonen dieser Seen abgebildet, in denen man kaum Pflanzen findet. Auch ein Diskus-Aquarium ohne Pflanzen ist möglich, wenn du dein Becken dafür mit hohen Wurzeln und Steinen einrichtest.
Die Einrichtung erfolgt vor alle mit Steinen, was nicht nur zum natürlichen Biotop passt, sondern auch den ganz besonderen, optischen Reiz dieser Aquarien ausmacht.
Es gibt aber noch andere Arten, die aus verschiedenen Gründen oft in Aquarien ohne Pflanzen gehalten werden:
- Einige Sulawesi-Garnelen brauchen sehr hohe Temperaturen, bei denen unsere gängigen Pflanzen nicht wachsen.
- Auch im Brackwasser-Aquarium ist eine Bepflanzung nur sehr bedingt möglich.
- Einige Krebse graben Pflanzen mit Vorliebe aus, sodass die Bepflanzung nicht lange bestehen bleibt.
Nährstoffüberschuss im pflanzenlosen Aquarium verhindern
Die Filterbakterien sorgen in einem gut eingelaufenen Aquarium dafür, dass schädliches Nitrit sofort umgesetzt wird. Letztendlich entsteht Nitrat, das wiederum den Pflanzen als Nährstoff dient. So entsteht ein Kreislauf und es bildet sich ein stabiles Gleichgewicht im Aquarium.
Im Aquarium ohne Pflanzen fehlt der letzte Schritt, sodass wir hier zum einen dafür sorgen müssen, dass nicht zu viel Nitrat entsteht. Zum anderen müssen Nitrat und andere Nähr- und Schadstoffe durch häufigere Wasserwechsel entfernt werden.
Die folgenden Punkte sind deshalb in einem pflanzenlosen Aquarium wichtig, um gesunde Wasserwerte für die Fische zu gewährleisten und das Wachstum von Algen zu verhindern.
Wasserwerte im Blick behalten
Ohne Wassertests geht es nicht, zumindest nicht in den ersten Monaten, bis das Becken über längere Zeit eingelaufen ist und du weißt, wie die Werte aussehen, und wie viele Wasserwechsel in diesem Aquarium mit dem jeweiligen Besatz nötig sind. Vor allem Nitrat sollte regelmäßig kontrolliert werden.
Häufigere Wasserwechsel
Um das entstandene Nitrat immer wieder zu verdünnen, muss in einem Aquarium ohne Pflanzen häufiger und mehr Wasser ausgetauscht werden. Im herkömmlichen Pflanzenaquarium wechselt man oft alle ein bis zwei Wochen 10 bis 25 Prozent. Im pflanzenlosen Aquarium empfiehlt es sich, wöchentlich zwischen einem Drittel und der Hälfte des Wassers zu wechseln. Das kannst du aber je nach Ergebnis des Wassertests anpassen. Je mehr Bewohner, desto mehr Wasser muss auch getauscht werden.
Nitratreduzierende Filterung
Zusätzlich ist es möglich, durch den Filter Nitrat zu reduzieren. Dafür gibt es spezielle Filtermedien.
Was ebenfalls funktionieren kann, aber viel Platz erfordert: Zwei Außenfilter hintereinander in Reihe schalten. Dadurch entsteht im ersten Filtertopf ein Sauerstoffarmes Milieu, indem sich bestimmte Bakterien vermehren, die Nitrat abbauen und in Form von Stickstoff (gasförmig) freisetzen. Wenn du dich dafür interessierst, solltest du dich dazu aber besser umfassender einlesen, da diese Vorgehensweise gut durchdacht sein muss.
Auf Sauerstoffversorgung achten
Pflanzen produzieren bei eingeschalteter Beleuchtung Sauerstoff. Meist reicht es aber, wenn die Filterströmung für eine gute Bewegung der Wasseroberfläche sorgt, wodurch ein Sauerstoffaustausch mit der Luft stattfindet.
Sprudelsteine (Luftsprudler) sind in Pflanzenaquarien oft wenig sinnvoll, weil sie das für Pflanzen wichtige CO2 austreiben. Für ein Aquarium ohne Pflanzen können sie aber hilfreich sein, um für mehr Sauerstoff zu sorgen. Alternativ ist auch ein Oxydator möglich, der Sauerstoff über eine Reaktion mit Wasserstoffperoxid erzeugt.
Nicht zu viel Besatz im Aquarium ohne Pflanzen
Je mehr Fische, desto mehr Ausscheidungen, desto schneller steigen auch die Nitrat- und Phosphatwerte an. In jedem Aquarium, aber ganz besonders im pflanzenlosen Aquarium, sollten die Fische nicht in zu großen Gruppen gehalten werden und ein möglichst großes Aquarium mit viel Wasservolumen bewohnen.
Gutes Futter in Maßen füttern
Zu viel Futter, aber auch ein minderwertiges Futter mit vielen Füllstoffen, sorgt für mehr Ausscheidungen der Fische oder landet ungefressen am Aquarienboden. Das sorgt für einen unnötigen Nährstoffeintrag.
In unserem Ratgeber über Fischfutter kannst du nachlesen, wie eine optimale Fütterung aussieht und wie man ein hochwertiges Futter erkennt.
So kannst du ein Aquarium ohne Pflanzen einrichten
Hier auf dieser Seite findest du schon einen großen Ratgeber: Aquarium einrichten.
Im Prinzip gehst du beim pflanzenlosen Aquarium genauso vor. Nur eben ohne das Einsetzen der Pflanzen und mit der Erstellung von einsturzsicheren Steinaufbauten als Deko.
Die Einlaufphase dauert ähnlich lange, denn hier geht es vor allem darum, dass sich die nitrifizierenden Bakterien in Ruhe ansiedeln und vermehren können. Die Fische solltest du dann erst nach und nach einsetzen. Dabei solltest du mit Wassertests sowohl Nitrit als auch Nitrat gut im Auge behalten, bis das Becken sich an den neuen Besatz und den damit steigenden Nährstoffeintrag gewöhnt hat.
Generell gilt im Aquarium ohne Pflanzen, dass du hier die Wasserwerte besonders häufig kontrollieren solltest und in den ersten Wochen jederzeit bereit sein muss, bei Anstieg der Werte einen zusätzlichen Wasserwechsel durchzuführen, weil sich das Gleichgewicht manchmal erst einpendeln muss.
Was tun bei Algen im pflanzenlosen Aquarium?
Wenn du auf moderate Nitratwerte achtest, läuft ein Aquarium ohne Pflanzen oft stabil und ohne vermehrtes Algenwachstum. Wenn doch Algen auftreten, kann das auch an anderen Gründen liegen, zum Beispiel am falschen Standort (Sonneneinstrahlung auf das Becken) oder an einer zu langen oder zu starken Beleuchtung.
Damit das Aquarium auf Dauer algenfrei bleibt, sind chemische Algenmittel wenig zielführend. Zunächst solltest du alle relevanten Wasserwerte (mindestens Nitrat, Phosphat, Kalium + Eisen) messen, um zu sehen, wo hier ein Ungleichgewicht vorliegt.
In einem anderen Beitrag habe ich euch schon einmal versucht nahezubringen, warum man im Aquarium keine Schnecken bekämpfen sollte, sondern sie als Putztruppe nutzen kann. Das ist auch im pflanzenlosen Aquarium gut möglich, um es besser algenfrei zu halten. Allerdings klappt das bei Buntbarschen oft nicht, da die meisten Arten die Schnecken fressen würden.
Fazit: Ein Aquarium ohne Pflanzen ist gut möglich – aber anders!
Ein Aquarium ohne Wasserpflanzen kann sehr stabil laufen und hat sogar Vorteile, da die Pflege der Pflanzen entfällt und die karge Optik ganz andere gestalterische Möglichkeiten bietet.
Allerdings eignet es sich nur für Fische, die sehr gut ohne Pflanzen auskommen, ohne sich gestresst zu fühlen. Immerhin haben Fische ein Gehirn, sind fühlende Wesen und haben Bedürfnisse, die erfüllt werden sollten.
Wichtig ist bei einem pflanzenlosen Aquarium, dass darin nicht zu viele Fische leben sollten und häufigere Wasserwechsel nötig sind, um eine Anreicherung von Nitrat und damit auch das Wachstum von Algen einzuschränken.