Schnecken bekämpfen im Aquarium

Schnecken bekämpfen oder als Putztruppe nutzen?

Schnecken bekämpfen im Aquarium … und warum das meistens gar nicht nötig ist. So könnte eigentlich der gesamte Titel dieses Blogbeitrags lauten. Denn Schnecken sind im Aquarium nützliche Helfer, deren übermäßige Vermehrung anzeigt, dass etwas anderes im Becken nicht stimmt.

Hier erfährst du, ob man Schnecken im Aquarium bekämpfen kann (und muss) wie du eine bereits vorhandene Schneckenplage handhaben kannst

Schnecken sind keine Schädlinge im Aquarium
Grundsätzlich gilt: Vermehren sich Schnecken stark, kannst du dich in Ruhe auf die Suche nach dem Grund machen. Eiliger Handlungsbedarf besteht nicht, denn die „üblichen Verdächtigen“ (sprich: Posthorn-, Blasen- und Turmdeckelschnecken) sind weder für Fische noch für Garnelen oder für die Pflanzen schädlich.

Schnecken als nützliche Helfer im Aquarium

Schnecken sind im Aquarium sehr nützlich. Sie fressen abgestorbene Pflanzenteile, Futterreste und – wenn nötig – auch tote Tiere. Dadurch sorgen sie dafür, dass kein Nährstoffüberschuss entsteht, der wiederum das Algenwachstum und die Bildung von Mulm begünstigt und häufigere Wasserwechsel nötig macht. Auch die Bildung von schädlichen Keimen im Wasser wird verringert.

Die meisten Schneckenarten fressen auch Algen, sodass auch dadurch einem Algenbefall vorgebeugt wird. Durch Schnecken musst du also seltener dein Aquarium reinigen und weniger oft die Scheiben putzen. Die häufigsten Arten von Schnecken, die sich ungewollt stark im Aquarium vermehren, gehören alle zu den überaus nützlichen Schneckenarten.

Außerdem, um es gleich vorwegzunehmen: Schnecken bekommst du kaum wieder ganz weg. Du kannst sie dezimieren, es werden aber immer junge Schnecken an Bodenpflanzen, Wasserlinsen, Schwimmpflanzen oder Deko sitzen, und der Laich ist auch sehr unauffällig. Besser also, du nutzt die Vorteile dieser Nützlinge im Aquarium und sorgst dafür, dass sie sich nicht übermäßig vermehren.

Wie das geht, erfährst du im folgenden Artikel.

Die häufigsten Arten, die zur „Schneckenplage“ werden

Warum ich das Wort „Schneckenplage“ in Anführungszeichen schreibe, wirst du unten noch feststellen. Denn eine echte Plage sind die Schnecken nicht, sondern von großem Nutzen im Aquarium.

Folgende Arten werden jedoch manchmal ungewollt ins Aquarium eingeschleppt oder vermehren sich bei ausreichendem Futterangebot stark, sodass sie auf den ersten Blick manchmal als Plage empfunden werden können.

Die Blasenschnecke

Als Blasenschnecke werden verschiedene Arten bezeichnet, die sich alle relativ ähnlichsehen. Du erkennst Blasenschnecken an einem bernsteinfarbenen Haus mit golden durchschimmernden Punkten, das linksgewunden und bauchig ist, und am Ende spitz ausläuft. Die Schnecken werden ungefähr einen Zentimeter lang. Blasenschnecken bevorzugen pflanzliche Kost, gehen aber nicht an lebende Pflanzen, sondern bevorzugen abgestorbene Pflanzenteile und Algen.

Blasenschnecken gehören zu den Schnecken, die am häufigsten in Form von Laich oder kleinen Jungschnecken mit Pflanzen oder anderen Utensilien eingeschleppt werden. Wenn jemand in Foren oder Facebook-Gruppen nach Tipps fragt, wie man Schnecken bekämpfen kann, ist deshalb häufig die harmlose, nützliche Blasenschnecke der Grund.

Schnecken bekämpfen? Blasenschnecken sind nützliche Helfer
Junge Blasenschnecken auf der Unterseite einer Schwimmpflanze

Die Kleine Posthornschnecke

Kleine Posthornschnecken gibt es in vielen attraktiven Farben zu kaufen, unter anderem in Rot, Orange oder Blau („Avatar-Schnecke“). Treten die Schnecken ungewollt auf, handelt es sich oft um die Wildform mit bräunlichem Haus und rosa Körper. Die Posthornschnecke gehört zu den Tellerschnecken und hat ein flaches, linksgewundenes Haus. Junge Schnecken haben oft ein deutliches Marmormuster, das später blasser wird.

Posthornschnecken sind Allesfresser, stürzen sich aber besonders gerne auf Futterreste, tierische Nahrung und auch auf Aas. Ansonsten verzehren sie auch Aufwuchs, Biofilme und können, wenn sie gar nichts anders finden, manchmal auch weiche Pflanzen annagen. Lebende Pflanzen sind aber eher die Notlösung und nicht die Hauptnahrung.

Eine Bekämpfung von Posthornschnecken ist nicht nötig, wenn man ihre Vermehrung im Zaum hält
Posthornschnecke

Die Indische (oder Malaiische) Turmdeckelschnecke

Diese hübschen Bodenschnecken mit dem langen, spitzen, gedrehten Haus sind die perfekte „Bodenpolizei“. Sie durchwühlen den Bodengrund, fressen am Boden liegende Futterreste, wandern aber auch gelegentlich an Deko, Pflanzen oder Scheiben hoch, um dort Biofilme abzuweiden. Turmdeckelschnecken (manchmal auch TDS abgekürzt) lockern den Boden auf und verhindern die Bildung von Mulm.

Turmdeckel Schnecken muss man nicht bekämpfen
Leeres Haus einer Indischen Turmdeckelschnecke

Hin und wieder tritt auch die Genoppte Turmdeckelschnecke (von Aquarianern liebevoll „Nöppi“ genannt) ungewollt auf und vermehrt sich. Auch sie gehört zu den nützlichen Bodenschnecken im Aquarium, die sich bevorzugt im Bodengrund aufhalten.

Aquarienschnecke: genoppte Turmdeckelschnecke
Genoppte Turmdeckelschnecke

Muss man Schnecken bekämpfen, weil sie dem Aquarium schaden?

Generell schaden Schnecken dem Aquarium nicht, sondern sind für erfahrene Aquarianer eher ein willkommenes Warnzeichen dafür, dass ein Ungleichgewicht vorliegt. Gegenmaßnahmen solltest du also auf jeden Fall einleiten, aber eher solche, die das Ungleichgewicht bekämpfen – mehr dazu unten. Die Entfernung der Schnecken bekämpft nur das Symptom, nicht die Ursache.

Dämmst du die Ursache für die Vermehrung der Schnecken nicht ein, ist dies auf Dauer ungünstig für das Aquarium, auch wenn die Wasserschnecken Nützlinge sind. Einige Schneckenarten können bei massenhaftem Auftreten auch an die Pflanzen gehen, wenn alle anderen Futterquellen vertilgt sind. Zudem können die Ausscheidungen einer großen Schneckenanzahl oder absterbende Tiere das Wasser belasten.

Woher kommen Schnecken im Aquarium?

Gerade Neulinge in der Aquaristik wundern sich oft: Plötzlich findet man zahlreiche kleine Schnecken im Aquarium, woher kommen diese auf einmal?

Wenn du die Tiere nicht selbst bewusst gekauft und ins Aquarium gesetzt hast, haben sich vermutlich kleine Jungschnecken oder der Laich der Wasserschnecken an Pflanzen oder Gegenständen befunden, die du in den letzten Wochen neu in dein Aquarium eingebracht hast.

Ursache herausfinden und beheben – statt Schnecken bekämpfen

Dass sich Blasen-, Posthorn- und Turmdeckelschnecken im Becken befinden, ist per se erst einmal gut. Ich persönlich setze genau diesen Mix an Schneckenarten als Putztruppe in jedes meiner Becken.

Optisch wenig ansprechend und für Neulinge erschreckend wird es immer dann, wenn die Schnecken sich plötzlich stark vermehren. Die sogenannte Schneckenplage. Das kann erstaunlich schnell gehen, ist aber kein Grund zur Sorge. Denn bei entsprechenden Gegenmaßnahmen, geht die Population auch schnell wieder zurück, ohne dass das negative Folgen hat.

Jedes Aquarium hat genau so viele Schnecken, wie es braucht.Geflügeltes Wort in der Aquaristik

Dass jedes Aquarium so viele Schnecken beinhaltet, wie es braucht, bedeutet: Treten mehr organische Abfälle im Becken auf, vermehren sich auch die Aquarienschnecken, um sie abzubauen. Doch woher kommen diese überschüssigen Nährstoffe?

Die fünf Haupt-Quellen für ein Überangebot an Nährstoffen im Aquarium

  • Zu viel Futter: Fütterst du zu viel, verbleiben Reste im Becken. Auf ein großes Futterangebot reagieren die Wasserschnecken mit starker Vermehrung.
  • Minderwertiges Futter: Futter mit minderer Qualität wird nur unzureichend verdaut, sodass es zu vermehrten Ausscheidungen der Fische, Garnelen oder anderer Bewohner kommt, die wiederum als Schneckenfutter dienen.
  • Absterbende Pflanzen: Sterben vermehrt Pflanzen ab, beispielsweise in der Einfahrphase, und werden die toten Pflanzenteile nicht mit einem Kescher oder der Hand herausgefischt, führt auch das zu einem vermehrten Futterangebot.
  • Aas (tote Tiere): Es kann vorkommen, dass unbemerkt Tiere im Aquarium sterben. Aber auch zu viel Lebend- und Frostfutter hat den gleichen Effekt und sorgt für Schneckenfutter in Form von Aas.
  • Algen und Beläge: Bilden sich vermehrt Algen und Aufwuchs im Becken, kann das auch die Schneckenpopulation erhöhen, die solche Beläge als Futterquelle nutzen.

Schnecken sind keine Plage, sondern ein nützliches Warnsignal

Du hast jetzt die fünf Gründe erfahren, wie es zu einem Überangebot an Futterquellen für Aquarienschnecken kommt. Dieses Wissen lässt sich nutzen. Denn vermehren sich die Schnecken stark, heißt das, dass in einem dieser Punkt etwas im Argen liegt. Wie du Abhilfe schaffen kannst, kannst du weiter unten nachlesen.

Schnecken, die im Bodengrund leben, waren die Aquarienbesitzer auch vor einem sinkenden Sauerstoffgehalt im Becken und vor Fäulnisprozessen im Boden. Dann nämlich, wenn sich die Bodenbewohner plötzlich aus dem Bodengrund herauswühlen und an Scheiben und Deko entlang nach oben kriechen, wo der Sauerstoffgehalt durch den Austausch mit der Luft höher ist.

Schnecken bekämpfen: Was tun gegen Schnecken im Aquarium?

Wenn die Tiere sich bereits massenhaft vermehrt haben, kannst du verschiedene Maßnahmen einleiten, mit denen sich Schnecken bekämpfen lassen. Am besten setzen diese immer an der Ursache an.

Ursache der Schnecken bekämpfen: Futterangebot senken

Weniger Futterangebot führt dazu, dass es schnell weniger Schnecken im Aquarium werden. Füttere sparsam und achte darauf, ein gut verdauliches, hochwertiges Futter zu nutzen, das den Futteransprüchen der Bewohner gerecht wird (beispielsweise sollten carnivore, als vorwiegend fleischfressende, Fische kein Futter mit viel Pflanzenanteil erhalten).

Du solltest auch das Aquarium durchsehen, ob irgendwo unentdeckte Quellen für Schneckenfutter entstanden sind, beispielsweise größere, abgestorbene Pflanzen, verendete Tiere oder ein stärkerer Algenbewuchs.

Beim Wasserwechsel kannst du mit einem Mulmsauger über den Bodengrund gehen, um Futterreste und größere Mulmansammlungen zu entfernen.

Überzählige Schnecken bekämpfen?

Schnecken abzusammeln ist wenig zielführend, solange die Ursache nicht beseitigt wurde. Mit etwas Geduld geht die Population dann ganz von selbst zurück. Möchtest du einen Teil der Schnecken sofort loswerden, kannst du sie an andere Aquarianer verschenken, die sie in ihren Becken halten oder als Futterschnecken nutzen möchte.

Chemische Mittel gegen Schnecken kann man im Aquarium nicht einsetzen. Zum einen schädigen alle Wirkstoffe, die Wasserschnecken abtöten, auch das Ökosystem und andere Bewohner im Aquarium. Zum anderen würde ein sofortiges Absterben aller Schnecken dazu führen, dass durch die toten Tiere das Becken umkippen kann.

Welche Tiere fressen Schnecken?

Das klingt verlockend: Einfach einige Tiere einsetzen, die Schnecken vertilgen. Problem gelöst und die Schneckenplage ist eingedämmt! Oder doch nicht? Generell ist es nie eine gute Idee, Tiere gegen andere Tiere einzusetzen. Was, wenn die Schnecken komplett vertilgt sind? Meist möchte man dann keine Futterschnecken hinzukaufen, aber man kann auf Schnecken spezialisierte Raubfische oder Raubschnecken auch nicht verhungern lassen.

Schneckenfressende Fische stellen zudem alle durchweg hohe Anforderungen an die Haltung, zeigen ein hohes Maß an Fischintelligenz, leben gerne in Gruppen und sind oft nicht sehr gut kompatibel mit anderen Bewohnern. Empfindsame Wirbeltiere absichtlich nicht artgerecht zu halten, nur um ein hausgemachtes Schneckenproblem zu lösen, ist also keine tierfreundliche Idee.

Besser wäre also, wenn du deine Einstellung zu den, zunächst vielleicht ungewollten, Mitbewohnern änderst und sie als das nimmst, was sie sind: eine wertvolle Bereicherung und ein natürliches „Warnsystem“ für unser kleines Ökosystem im Aquarium.

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